Frühgeburt

Eine Geburt wird als Frühgeburt definiert, wenn sie vor der 37. Schwangerschaftswoche stattfindet.

In Deutschland werden Frühgeborene ab der 24. Schwangerschaftswoche auf der Intensivstation betreut. Mit jeder Woche steigt die Überlebenschance. Ab der 28. Woche sind die Organe des Babys so gut entwickelt, dass die Möglichkeit einer gesunden Weiterentwicklung immer größer wird.
Für die Eltern ist es meist ein Schock, wenn aufgrund einer Unterversorgung, eines Infektes, eines vorzeitigen Blasensprungs oder anderer Ursachen die Schwangerschaft viel zu früh endet und das Baby getrennt von ihnen auf einer Intensivstation liegt.
Die Sorge, ob es überlebt und gesund ist, ist groß. Die Klinikzeit ist aufregend mit den oft täglich neuen Informationen, Diagnosen und Veränderungen.
Nehmen Sie sich Zeit, damit sich dieser Schock lösen kann, manchmal ist dies erst möglich, wenn das Baby endlich zu Hause ist. Lassen Sie sich versorgen, wie im Wochenbett. Familie und Freunde können für Sie kochen und /oder andere Dinge für eine Weile übernehmen. Ziehen Sie die Hebamme zu Rate, die Sie für die Nachsorge ausgesucht haben. Es ist sehr unterstützend, außerhalb der Klinik eine weitere fachliche Meinung zu hören, um vielleicht auch Dinge zu besprechen, die Sie nicht verstanden haben.

In den 70er Jahren wurde in Südamerika die „Kängurumethode“ entwickelt. Aus der Not heraus, da es keine intensivmedizinischen Geräte (z.B. Inkubator) gab, band man den Frauen die zu früh geborenen Babys in einem Tuch um den Körper, um den Babys die Körperwärme, den Herzschlag und die Nähe der Mutter zu geben, die sie in dieser Zeit so dringend brauchen. Viele Babys entwickelten sich dabei gesund und überlebten trotz fehlender Intensivmedizin. Durch den großen Erfolg des „Känguruens“ wurde man in Europa darauf aufmerksam:
Dr. Marina Markovich setzte die Kängurumethode erfolgreich in einer Münchner Kinderklinik um. Nach dem Motto, so wenig Intensivmedizin wie möglich und soviel wie nötig, gab man in Absprache mit den Eltern dem Frühgeborenen einen Moment, um zu schauen, ob seine Lebensfunktionen wie Atmen spontan einsetzen. Gleichzeitig gestaltete man den Lebensraum des Frühchens um. In den Inkubator (Wärmebett) legte man eine Wärmeflasche und schaffte für das Baby einen begrenzten, beweglichen Raum, ähnlich wie im Mutterleib. Die Eltern durften so oft sie wollten zu ihrem Kind, und so weit wie möglich versorgten sie es selbst.

Känguruzimmer sind Räume mit Liegen oder bequemen Sesseln, in denen die Eltern ihr Baby auf die nackte Haut (meist auf den Brustkorb) legen. Bei diesem Hautkontakt, bei der Nähe und Wärme, dem Herzschlag und der vertrauten Stimme stellte sich ein vergleichbarer Erfolg ein, wie schon in Südamerika.
So unterstützt fühlen sich die Eltern kompetent im Umgang mit ihrem Kind in dieser schwierigen Lebenssituation. Dadurch dass auch sie aktiv zu dem Wohlergehen ihres Kindes beitragen, wird die Zeit nicht so traumatisch erlebt, als wenn sie außen vor gelassen werden.

Falls Ihr Baby zu früh auf die Welt kommt, nutzen Sie alle Möglichkeiten, die Sie haben, um mit Ihrem Baby in Kontakt zu sein. Vertrauen Sie darauf, dass Ihre Liebe und Ihre mentale Verbindung bei Ihrem Kind ankommt. (Wenn Sie zweifeln ob dies gelingen kann, denken Sie daran, wie oft zwei Menschen gleichzeitig aneinander denken oder einer anruft und der andere genau in diesem Augenblick das Gleiche vorhatte.) Ihr Baby ist hochsensibel und empfängt diese Schwingungen unmittelbar. In ihrem Buch „Emotionale Narben aus Schwangerschaft und Geburt auflösen“ beschreibt die Hebamme Brigitte Meissner (siehe Literatur), welche Möglichkeiten Sie haben, um eine gute Beziehung trotz schwieriger Startbedingungen aufzubauen.

Erkundigen Sie sich, welche Bedingungen im Krankenhaus vorhanden sind, und was Sie vielleicht durch Fragen und Ideen, die über das Wissen der Kängurumethode vorhanden sind, in dem vorgegebenen Rahmen umsetzen können.
Wenn Sie nach diesem schweren Anfang mit Ihrem Baby endlich zu Hause sind, nehmen Sie sich Zeit, um gemeinsam anzukommen, das Erlebte zu verarbeiten, damit etwas von dem Zauber des Neuanfangs entstehen kann.
Gestalten Sie sich Ihre Zeit des „Wochenbetts“ und holen Sie etwas nach, wofür bis dahin kein Raum und keine Ruhe dagewesen ist. Jede neue positive Erfahrung bringt einen Ausgleich und eine Veränderung zu dem bisher Erlebten für Sie und Ihr Kind.
Wenn die Gefühle und die Erfahrungen zu überwältigend waren und Ihr Leben nachhaltig beeinträchtigen, erlauben Sie sich begleitet zu werden. Es gibt heute gute Traumatherapiemethoden (weitere Informationen bei Geburt/ Traumata), die Sie in der Integration des Erlebten unterstützen.

Mehr Infos unter: www.pflegewiki.de/wiki/Känguru-Methode (Känguru-Methode) und Barbara Hinkel , 56355 Nastätten, Brühlstr. 2